Unser Investmentprozess ist sehr streng. Nur die besten Qualitätsunternehmen dürfen Einzug in unser Depot halten. Dabei sind wir sehr wählerisch und halten die Anzahl an verschiedenen Aktien bewusst klein. Hätten wir zu viele Aktien im Depot, dann würden wir vermutlich nicht so gewissenhaft bei der Auswahl und Analyse vorgehen. Doch mit welchen Methoden kann man Aktien analysieren? Hier gibt es sehr viele Wege, wir zeigen im Folgenden 5 Schritte, wie wir unsere Aktien analysieren und welche Aktienanalyse Tools wir dafür verwenden.
1. Analyse des Geschäftsmodells
Viele Investoren stürzen sich bei der Aktienanalyse direkt auf verschiedene Aktienkennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Wir gehen erst einmal einen Schritt zurück und betrachten in Ruhe das Geschäftsmodell als Teil unseres fundamentalen Aktienanalyse Prozesses. Alle unsere Investments sind im Grundsatz darauf ausgelegt, dass wir sie idealerweise unendlich lange halten oder später einmal unseren Kindern vererben können. Dafür braucht es einen sehr langen Atem, denn ein solches Investment begleitet einen dann durch die verschiedensten Lebensphasen. Und so banal es klingen mag: Je einfacher das Geschäftsmodell der Aktie ist, je besser man es versteht und je mehr man sich mit ihm identifiziert, desto leichter gelingen solche langen Haltedauern.
Man kann eventuell mit einem Investment in eine spezialisierte Biotechnologie-Aktie einen guten Treffer landen, wenn man diese Aktie mit ein wenig Glück und im richtigen Marktumfeld erwirbt. Für solche Sektoren können wir aber für uns klar sagen: Wir verstehen sie nicht und egal, wie viele Geschäftsberichte wir dazu lesen und YouTube-Videos darüber schauen, das wirkliche Marktpotential solcher Unternehmen werden wir vermutlich niemals nachvollziehen können.
Darum halten wir es einfach und fokussieren uns beim Geschäftsmodell auf die Branchen, mit denen wir im Alltag Berührungspunkte haben. Ein hervorragender Sektor für solche Investments sind Aktien aus dem nicht-zyklischen Konsumgütersektor.
Praxis-Tipp: Wenn ihr die Aktienanalyse lernen wollt, schaut euch die 50 größten Unternehmen des S&P 500 an, sortiert nach der Marktkapitalisierung. Geht auf die „Investor-Relations“ Website jedes einzelnen Unternehmens und versucht innerhalb von 5 Minuten das Geschäftsmodell grob zu verstehen. Habt ihr es verstanden, ist dieses Unternehmen ein guter Kandidat für die weitere Analyse. Versteht ihr es nicht, interessiert es euch nicht im Ansatz oder könnt ihr euch mit der Branche einfach nicht identifizieren (bei uns z.B. Tabakaktien), dann widmet euch dem nächsten Unternehmen. Allein an der New York Stock Exchange (NYSE) sind über 2.800 Aktien gelistet, es ist mit Sicherheit das ein oder andere spannende Unternehmen dabei.
2. Unser Aktienanalyse Tool: Die Risiko-Rendite-Matrix
Unsere beliebteste Aktien Analyse Methode auf Inside Markets ist die Risiko-Rendite-Betrachtung. „Eine höhere Rendite ist immer mit mehr Risiko verbunden“ – so lautet die klassische Kapitalmarkttheorie. In der Praxis ist aber oft das Gegenteil der Fall: „Aktien mit weniger Risiko haben eine höhere Rendite als Aktien mit einem hohen Risiko“, diese Anomalie wird als Risikoparadoxon beschrieben.
Bereits in den 1970er Jahren hat der amerikanische Finanzprofessor Haugen von der University of Illinois das Risikoparadoxon entdeckt. Viele weitere Studien und Fachartikel bestätigten diese Anomalie im Aktienmarkt.
Mit dem Rendite-Risiko-Modell lassen sich Aktien sowohl nach der Performance als auch nach der Volatilität über verschiedene Zeiträume analysieren. So können Anleger und Investoren ein Portfolio aus dem optimalen Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko erstellen.
Unsere Lieblingsaktien müssen sich dabei aus Renditesicht oberhalb der Benchmark orientieren. Denn es gibt für uns keinen Grund, in ein Unternehmen zu investieren, dass langfristig eine geringere Rendite als der breite Aktienmarkt (S&P 500) bringt, denn dann könnten wir auch einfach in einen ETF investieren und müssten uns um Geschäftsmodelle etc. keine weiteren Gedanken machen.
Das zweite wichtige Kriterium mit dem Risiko-Rendite-Tool zur Aktienanalyse ist eine möglichst geringe Volatilität. Die besten Qualitätsunternehmen schaffen es eine bessere Rendite als der S&P 500 zu erreichen bei gleichzeitig geringerer Schwankungsbreite.
Doch wie erhalte ich nun eine saubere Aktien Analyse nach der Risiko-Rendite-Methode? Excel-affine Nutzer können mit ein wenig Übung die Analyse selbst erstellen. Man muss vor allem darauf achten, dass man dabei dividendenadjustierte Daten verwendet, da ansonsten das Ergebnis oftmals verfälscht ist. Außerdem haben wir in unserem Blog bereits eine Vielzahl an Analysen zu den unterschiedlichsten Branchen und Sektoren zusammengestellt.
Auch auf unserem YouTube-Kanal haben wir einiges dazu veröffentlicht:
Tipp: Wer eine ganz individuelle Portfolio-Analyse möchte, kann sich unsere betreute Händlergruppe ansehen. Neben der Analyse deines Aktienportfolios erlernen die Mitglieder hier im fortlaufenden Austausch profitable Optionshandelsstrategien und können sich mit anderen hochmotivierten Händlern austauschen.
3. Warren Buffetts Aktienanalyse Tool: Der $1-Test
Bei jeder Investition, die wir tätigen, müssen wir uns fragen: Was bekomme ich für mein Geld und gehen die Verantwortlichen gut mit meinem Geld um? Bei einer Aktie erwerben wir mit unserem Geld einen gewissen Anteil eines Unternehmens und vertrauen damit dem Management, dass es mit dem Unternehmen vertrauensvoll und wachstumsorientiert umgeht. Das Ziel ist, dass mein Geld zum einen geschützt ist und sich zum anderen die Investition langfristig auszahlt.
Um diesen Umgang mit den erzielten Gewinnen im Unternehmen zu beurteilen hat Warren Buffett als Aktienanalyse Tool den $ 1 Test entwickelt.
Wie funktioniert der $1 Dollar Test von Warren Buffett?
Der $ 1 Dollar Test von Warren Buffett ist eine Metrik, die aussagt, wie viel jeder einbehaltene Dollar zur Entwicklung des Unternehmenswertes beigetragen hat. Dafür teilt man die Steigerung der Marktkapitalisierung über einen längeren Zeitraum durch den einbehaltenen Gewinn. Dieser Wert sollte größer 1 sein.
Unternehmen behalten in der Regel einen Großteil ihrer Gewinne ein, um diese sinnvoll zu reinvestieren und somit auch Wachstum zu erzeugen. Verwenden sie den Gewinn ausschließlich dafür, beispielsweise ineffiziente Strukturen und Prozesse zu finanzieren, wird es dem Unternehmen langfristig nicht gut gehen.
Die Steigerung der Marktkapitalisierung hingegen ist natürlich auch immer von der Marktphase abhängig. Laufen die Aktienmärkte gut, dann steigen auch die Aktienkurse und damit die Marktkapitalisierung einzelner Unternehmen. Daher empfiehlt sich immer auch ein Vergleich mit anderen Unternehmen, um diesen eventuell vorhandenen Verzerrungseffekt herauszufiltern.
$1 Test – Beispiele für verschiedene Unternehmen
Im Chart erkennt ihr für einige Aktien (teilweise sind wir hier auch investiert) das Ergebnis des $1 Aktienanalyse Tools von Warren Buffett. Allen Unternehmen ist es dabei gelungen einen nachhaltigen Mehrwert zu erzeugen. Die einbehaltenen Gewinne haben dafür gesorgt, dass mit dem Kapital weiter in das Unternehmen investiert wurde und das wurde auch mit einem Anstieg des Aktienkurses und damit der Marktkapitalisierung belohnt. Im Beispiel der Aktienanalyse von Clorox wurde jeder einbehaltene $ 1 Gewinn mit knapp $ 7 an den Aktionär in Form einer guten Kursentwicklung zurückgezahlt. Ein hervorragender Wert!
4. Weitere Aktienanalyse Methode: Umsatz- und Gewinnentwicklung
Wenn wir den $1-Test für das Unternehmen durchführen, werfen wir in diesem Zuge auch einen genauen Blick auf die Entwicklung weiterer Kennzahlen. Allen voran steht dabei das Umsatz- und Gewinnwachstum.
Die Entwicklung des Umsatzwachstums ist für unsere Aktienanalyse sehr wichtig, denn letztendlich überlebt ein Unternehmen nur, wenn es seine Produkte und Dienstleistungen nachhaltig verkaufen kann. Wie gut das gelingt, spiegelt sich im Umsatzwachstum des Unternehmens wider. Den besten Aktien gelingt es dabei auch in Krisenzeiten ihr Umsatzniveau zu halten, ohne dass die Verkäufe in einer Rezension völlig einbrechen. Das ist auch ein Grund, warum wir gerne in nicht-zyklische Aktien investieren, denn Basis Konsumgüter wie Lebensmittel und Toilettenpapier werden in jeder Krise gebraucht. Ein Autohersteller wie Ford hat da schon mit größeren Problemen zu kämpfen.
Im Chart seht ihr den Umsatzverlauf der Apple-Aktie. Zwar gibt es auch hier das ein oder andere Jahr, in dem das Umsatzniveau des Vorjahres nicht gehalten werden konnte. Insgesamt verläuft das Wachstum aber wunschgerecht von links unten nach rechts oben und konnte jährlich mit knapp 10 % CAGR gesteigert werden.
Ein negatives Beispiel für die Umsatzentwicklung ist IBM, deren Verkäufe seit vielen Jahren nach unten gehen:
Aber auch die Entwicklung des Gewinnwachstums ist in unserer Aktienanalyse Methode wichtig:
Die Gewinne konnte Apple kontinuierlich steigern. Die Schwankungsbreite ist bei der Gewinnentwicklung meist größer, da Sondereffekte wie Abschreibungen oder Investitionen in das nächste „große“ Ding das Bild verzerren können. Grundsätzlich sehen wir aber auch hier eine gute Entwicklung, denn der Gewinn ist im Mittel um 7 % pro Jahr gewachsen:
Als Negativ-Beispiel ziehen wir erneut die IBM-Aktie heran. Aufgrund der schlechten Umsatzentwicklung ist es auch nicht verwunderlich, dass das Gewinnwachstum entsprechend mau ausfällt:
5. Bewertung des Unternehmens spielt eher eine untergeordnete Rolle
Bei vielen Investoren ist die aktuelle Bewertung eines Unternehmens die zentrale Frage in ihrer Aktien Analyse Methode. Grundsätzlich ist es natürlich sehr verlockend nur in unterbewerte Aktien zu investieren, also Aktien deren Aktienkurs unter dem fairen Wert liegt.
Und natürlich betrachten wir bei unserer Aktienanalyse Methode auch die Bewertung des Unternehmens, wir gewichten sie aber nicht so hoch wie die anderen Punkte unserer Analyse. Denn wie im echten Leben gilt auch für die Börse: Qualität hat ihren Preis und wenn die Aktienmärkte von Allzeithoch zu Allzeithoch rennen, wird es kaum ein echtes Qualitätsunternehmen zu einem Schnäppchenpreis geben. Hier halten wir es in unserem Aktienanalyse Prozess ähnlich wie Warren Buffett:
“Es ist bei weitem besser, ein herausragendes Unternehmen zu einem anständigen Preis zu kaufen, als ein anständiges Unternehmen zu einem herausragenden Preis.”
Was tut man nun aber, wenn man im Aktien Analyse Prozess mit einem Tool wie Fastgraphs zu der Erkenntnis gelangt, dass das Unternehmen derzeit überbewertet ist? Dann investieren wir trotzdem, wir steigen aber z.B. durch monatliche kleine Investmentraten gestaffelt in eine solche Aktie ein, um unseren Einstiegskurs zu „glätten“.
Neben dieser „Sparplan“-Methode handeln wir auch sehr gerne Cash Secured Puts, denn das geniale an dieser Investorenstrategie ist, dass man auf einen günstigen Einstiegskurs der Aktie wartet und für dieses Warten bezahlt wird!
Fazit
Es gibt viele Aktienanalyse Methoden und Tools. Letztendlich muss jeder Investor seinen eigenen Weg suchen. Hat er ihn gefunden, empfiehlt es sich die Aktienanalyse systematisch und immer nach einem ähnlichen Muster durchzuziehen. Unsere Aktienanalyse Methode geht dabei Top-Down vor: Zunächst müssen wir das Geschäftsmodell verstehen. Anschließend nutzen wir unser Tool der Risiko-Rendite-Analyse. Dann bewerten wir die Effizienz des Unternehmens und dessen Management mit dem $1-Test von Warren Buffett und betrachten Umsatz- und Gewinnwachstum. Abschließend bewerten wir unsere Einstiegsstrategie in Abhängigkeit der Bewertung der Aktie.
Timon Müller meint
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Aktien Analyse. Ich benötige eine Analyse von Aktien. Interessant, dass die Entwicklung des Umsatzwachstums für die Aktienanalyse sehr wichtig ist.