In der größten Volkswirtschaft der Welt läuft einiges anders – auch in Sachen Aktien. Dennoch möchten sich viele Investoren die steigenden Renditen an der chinesischen Börse nicht entgehen lassen. Wir schauen uns daher heute an, was es beim Kauf von chinesischen Aktien zu beachten gibt.
Chinesische Aktien aktuell im Fokus
Bei vielen börsennotierten Unternehmen – egal, ob China, USA, Europa oder sonst wo – stehen wir vor der Frage: Welche Variante der Aktie sollen wir kaufen? Hier lautet ein grundlegender Tipp: stets am Heimatmarkt der jeweiligen Firma investieren.
Damit liegt man meist richtig und kann sich aufwendige Recherchearbeit sparen. Leider bringt das aber einen ganzen Schwung neuer Probleme mit sich, denn an ausländischen Börsen können uns die Gebühren, Quellensteuer auf Dividendeneinkünfte usw. schnell den Spaß an unserem neuen Titel verderben.
All dies gilt für China gleich doppelt! Denn der Staat im Osten ist durch seine einzigartige politische Struktur auch im Finanz- und Aktienmarkt ganz anders aufgestellt. Dennoch zieht es Investoren in Scharen zu den chinesischen Unternehmen, denn in den letzten Jahren wuchs die chinesische Wirtschaft rasend.
Die Nation als Ganzes hat sich erfolgreich in Position gebracht, zur wichtigsten globalen Kraft zu werden. Während der schnell scheidende Platzhirsch USA politisch, wirtschaftlich und kulturell mit scheinbar unüberwindbaren Problemen zu kämpfen hat, wird das kommende Jahrzehnt im Zeichen der größten Volkswirtschaft China stehen.
So funktioniert der chinesische Aktien Kauf
Um eine chinesische Aktie zu kaufen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Neben unterschiedlichen Börsen aus China und Hongkong finden wir auch oft ein Angebot, das an einer US-Börse notiert ist. Wie kann das sein?
Diese Wertpapiere sind eigentlich keine wirklichen Unternehmensbeteiligungen, sondern sogenannte ADRs (American Depositary Receipt). Sie bilden lediglich ein Anrecht auf eine Aktie ab, funktionieren aber ansonsten genau gleich. Dies erlaubt uns, die Titel auch außerhalb Chinas zu erwerben.
Schauen wir uns zum Beispiel den bekannten E-Commerce Dienstleister Alibaba an, können wir folgende beiden Angebote unterscheiden:
Während wir mit der Alibaba-ADR, wie wir es von anderen Titeln gewohnt sind, ganz regulär und in USD handeln können, ist das “Original” an der Börse Hongkong zu finden. Natürlich wird hier in Hongkong-Dollar notiert und auch einige andere Eckdaten sehen anders aus.
ADR vs. chinesische Aktie: Was passt zu wem?
Sowohl ADR als auch die Aktien vom Heimatmarkt des Unternehmens haben jeweils Vor- und Nachteile und eignen sich für verschiedene Strategien. Wer kurz- und mittelfristig in Alibaba und Co. investieren möchte, um Kursgewinne mitzunehmen, liegt mit den ADRs meist richtig.
Hierbei erspart man sich unnötig Aufwand und kann wie gewohnt handeln. Wer jedoch eher langfristig, also über mehrere Jahre, anlegen und auf das Wachstum Chinas spekulieren möchte, ist mit den “echten” Aktien oft besser beraten.
Denn hierbei entfällt ein wesentlicher Nachteil der ADRs: Für sie wird eine Gebühr fällig, die – je nach Aktie – unterschiedlich ausfallen kann. Wird eine Dividende ausgeschüttet, werden die Kosten oft von dieser abgezogen. Gibt es keine Gewinnbeteiligung, erhalten wir stattdessen eine Rechnung.
Diese Abgaben von wenigen Cent pro ADR werden zwar den Gewinn nicht maßgeblich schmälern, machen sich aber auf lange Sicht unangenehm bemerkbar. Investoren sollten sich daher zumindest vorher im Klaren sein, dass diese Kosten auf sie zukommen.
Ein weiteres Risiko bei langfristigen ADR-Investments sind die angespannten Beziehungen zwischen den USA und China. Hier besteht die reelle Gefahr, dass ein solcher Handel mit chinesischen Aktien bei den Amerikanern durchaus komplett verboten werden könnte.
Da die ADRs in den USA gehandelt werden, wäre dies für Anleger katastrophal. Zwar ist diese politische Krise mit dem Ausscheiden Donald Trumps aus dem Präsidentenamt erst einmal abgemildert; es ist jedoch noch zu früh, um von “besseren Zeiten” zu sprechen.
Die wichtigsten Fragen & Antworten rund um chinesische Aktien
Kann ich chinesische Aktien kaufen? Wo China Aktien kaufen? Wo kann ich Alibaba Aktien kaufen?
Chinesische Aktien lassen sich entweder als Unternehmensbeteiligung (Aktie) direkt an einer chinesischen Börse erwerben. Die einfachste Möglichkeit in chinesische Aktien zu investieren, ist an der New Yorker Börse über ein ADR.
Was ist eine ADR Aktie? Was sind ADR Papiere?
ADRs (American Depositary Receipts) sind Aktienzertifikate für eine ausländische Aktiengesellschaft, die an Stelle der ausländischen Aktie an einer US-Börse gehandelt werden. Sie bilden lediglich ein Anrecht auf eine Aktie ab, funktionieren aber ansonsten genau gleich. Dies erlaubt uns, die Titel auch außerhalb Chinas zu erwerben.
Wie sicher sind ADRs? Sind ADR Sondervermögen?
ADRs sind Finanzprodukte/ Zertifikate und kein Sachwert wie eine gewöhnliche Aktie. Im Falle einer Insolvenz des emittierenden Wertpapierhaus oder Börse sind die ADRs wertlos.
Vor- und Nachteile von ADRs auf einen Blick
Vorteile von ADRs:
- Liquide Handelsprodukte
- In US-Dollar handelbar
- Handelbar während US-Börsenöffnungszeiten
- Geeignet für Trading
Nachteile von ADRs:
- Keine Aktie! Fehlende Aktionärsrechte und kein Sondervermögen!
- Gebühren
- Mögliche politische Verbote
Fazit: Das ist bei chinesischen Aktien zu beachten
Je nachdem, wie deine Strategie aussieht und wie sehr du den Beziehungen zwischen den USA und China traust, können ADRs für dich der ideale Weg sein, um in chinesische Aktien zu investieren.
Hierbei ist vor allem die Frage entscheidend, warum du ausgerechnet hier anlegen möchtest: Ist dein Ziel ein kurzfristiges Trading, dürften die ADRs für dich gut geeignet sein. Bei längeren Investments, Buy-and-Hold Strategien usw. hingegen solltest du dir den Einkauf via US-Börse noch einmal gründlich überlegen.
Wer auf lange Sicht in China investieren will, wird wohl oder übel in Hongkong oder den Festlandbörsen anlegen müssen. Dies wirft wiederum eigene Probleme, wie die Frage nach der Quellensteuer oder den Transaktionskosten, auf. Beide Wege haben also Vor- und Nachteile.
Helmuth meint
Vielen Dank für den Blogartikel über chinesische Aktien!
Ich wusste gar nicht, dass ADRs bei einer Brokerpleite nicht geschützt sind!
Mark Knauf meint
Danke für den schönen Artikel. Ich selbst kaufe trotzdem lieber den ADR, der chinesischen Börse trau ich einfach nicht 🙂 Viele Grüße!