Leveraged ETFs, also der Handel mit Hebelwirkung, sind spätestens seit der Einführung von CfDs dem Privatanleger ein Begriff. Doch sind mit Leveraged ETFs wirklich längerfristig höhere Renditen als mit gewöhnlichen ETFs zu erwarten, oder ist das Risiko von gehebelten ETFs viel zu groß? In diesem Blogbeitrag gehen wir diesen Fragen auf den Grund und analysieren die beiden größten Leveraged ETFs auf den S&P 500.
Was ist ein Leveraged ETF?
Bei einem Leveraged ETF wird die Wertentwicklung einer Benchmark, in den meisten Fällen ist dies ein Aktienindex, vervielfacht. Das englische Wort „leverage“ bedeutet „hebeln“. Deshalb spricht man bei einem Leveraged ETF oft auch von einem gehebelten ETF.
Wie funktioniert ein Leveraged ETF?
Ein Leveraged ETF spiegelt die Performance um einen Faktorwert wider. So kann die Rendite eines Leveraged ETF um den Faktor 2 gehebelt werden. Wenn der zugrundeliegende Index um 10 % steigt, steigt der gehebelte ETF um 20 % – allerdings gilt dies auch umgekehrt.
Beispiel für die Wertentwicklung eines gehebelten ETFs
Angenommen der S&P 500 steht bei $ 100 und steigt um 10 %, steht danach also bei $ 110. Ein Leveraged ETF mit dem Hebel von x2 würde auf einen Wert von $ 120 ansteigen. Am nächsten Tag fällt der S&P 500 um 9,1 % – steht demnach wieder bei $ 100. Der gehebelte ETF würde aber doppelt so stark fallen und bei $ 98,19 landen.
An diesem Szenario erkennt man, dass gehebelte ETFs bei Aktienmarktkorrekturen mehr verlieren können als die dazugehörige Benchmark und die Macht des Zinseszinses gegen den Anleger wirkt.
Leveraged ETF auf den S&P 500 – Die analysierten Werte
Für unsere Analyse haben wir die zwei größten gehebelten ETFs auf den S&P 500 gewählt:
- SSO – ProShares Ultra S&P500 (Hebel von 2)
- UPRO – ProShares UltraPro S&P500 (Hebel von 3)
Als Benchmark wurde ein „normaler“ S&P 500 ETF, der SPY (keine Hebelwirkung) berücksichtigt.
Leveraged ETF auf den S&P 500 – Die Analyse
Wir haben für unseren Untersuchungszeitraum den Startzeitpunkt 2010 gewählt. Etwaige Dividendenzahlungen wurden in der Berechnung reinvestiert (ohne Steuerberücksichtigung).
- Übersicht von 2010-2020
Berechnung für Quality = Return in % / Max. Drawdown in %
- Corona-Krise
Das Ergebnis unserer Analyse:
- Je größer der Hebel, desto höher ist die erwirtschafte Rendite
- Je größer der Hebel, desto größer ist die Volatilität
- Je größer der Hebel, desto größer der maximale Drawdown
Welche Vorteile und Nachteile hat ein Leveraged ETF?
Vorteile:
- Mögliche Vervielfachung der Performance
- Einfacher als Futures, CfDs oder Optionen
- Keine zusätzliche Aufnahme von Fremdkapital notwendig
Nachteile:
- Mögliche Vervielfachung der Verluste
- Hebelwirkung entfaltet sich nur auf Tagesbasis
- Bei langer Haltedauer sind gravierende Unterschiede zur Benchmark möglich
- Hohe Kosten und Gebühren
Welche Alternativen zu einem Leveraged ETF gibt es?
Die beste Alternative zu einem Leveraged ETF ist der Kauf von klassischen ETFs oder Investments in Einzelaktien. Möchten Trader mit einem Hebel handeln, so empfiehlt sich der Kauf/ Verkauf von Futures. Mittlerweile ist der Future-Handel mit den Mirco-Futures bereits für kleinere Konten möglich. Mehr dazu findet ihr in diesem Video.
Fazit
Gehebelte ETFs haben, wie alle Finanzinstrumente, Vor- und Nachteile. Dabei sind diese Leveraged ETFs aufgrund ihrer hohen Volatilität keine klassischen Buy-and-Hold-Investments. Vielmehr könnten diese Produkte bei einer großen Korrektur im Leitindex bereits zu einem Totalverlust führen. Für Trader können sich diese ETFs dennoch eignen, wobei mit den Futures bereits eine bessere Alternative zur Verfügung steht.
Mehr dazu im Video:
Hinweis:
Dieser Beitrag dient nur der Information und stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der erwähnten Wertpapiere dar. Der Handel mit börsennotierten Wertpapieren kann zum Teil erheblichen Kursschwankungen unterliegen, die zu erheblichen Verlusten bis hin zum Totalverlust führen können. Bei jeder Anlageentscheidung, die Sie aufgrund von Informationen, welche aus Inhalten dieser Seite hervorgehen, treffen, handeln Sie immer eigenverantwortlich, auf eigene Gefahr und eigenes Risiko. Die auf dieser Seite zur Verfügung gestellten Inhalte, wie z.B. Handelssignale und Analysen, beruhen auf sorgfältiger Recherche, welchen Quellen Dritter zugrunde liegen. Diese Quellen werden von dem Autor als vertrauenswürdig und zuverlässig erachtet. Der Autor übernimmt gleichwohl keinerlei Gewährleistung für die Aktualität, Richtigkeit oder Vollständigkeit der Inhalte und haftet nicht für materielle und/oder immaterielle Schäden, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Inhalte oder durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Inhalte verursacht wurden.
OptionstraderKarl meint
Gehebelte ETFs sind halt nur was für Zocker. Ich schließe mich deiner Analyse an: Trading ja, Investment nein
Ralf meint
Gibt es gehebelte ETFs auch für den DAX? Danke vorab
Horst meint
ja, es gibt gehebelte ETFs für den DAX. Beispiel: https://www.justetf.com/de/etf-profile.html?isin=IE00B4QNHH68
Grüße Horst
Horst meint
Das Problem an gehebelten Produkten ist folgendes: Verliert ein ETF 50% muss dieser wieder 100% gewinnen um auf den Einstandskurs zu sein. Verliert ein gehebelter ETF aber nur 10%, so muss dieser nur 11% gewinnen um wieder Breakeven zu notieren. Der Zinseszins wirkt (leider) auch in die negative Richtung.
Ich habe außerdem gerade geschaut: Beim UPRO gibt es ja sogar Optionen! Wären diese vielleicht eine Alternative? Long Puts auf den UPRO? Sollte es zu einer Korrektur kommen, dann würden diese extrem an Wert steigen oder nicht?