Mit Maximilian Rimpfl von Interactive Brokers hatten wir einen spannenden Interviewpartner zu Gast und haben ihn mit Fragen rund um den Brexit und der Senkung der Einlagensicherung auf 20.000 € gelöchert. Die wichtigsten Fragen und Antworten haben wir für euch in diesem Blogbeitrag zusammengefasst.
Interview mit Maximilian Rimpfl von Interactive Brokers
Frage: „Aktuell liegen für deutsche Kunden die Konten bei Interactive Broker UK – Welche Auswirkungen hat der Brexit für deutsche Kunden von Interactive Brokers?“
Maximilian Rimpfl: „Interactive Brokers wechselt aufgrund des Brexits die Konten für EU-Kunden nach IB Luxemburg, IB Irland oder nach IB Ungarn. Dabei spielt in erster Linie die geografische Lage eine entscheidende Rolle. Westeuropäer werden zu IB Irland und IB Luxemburg wechseln. Osteuropäer werden zu IB Ungarn migriert. Für deutsche Kunden wird es also IB Irland oder Luxemburg. Es bleibt abzuwarten, was am Ende das Ergebnis des EU/UK-Deals sein wird und inwieweit deutsche Kunden bei IB UK bleiben können.“
Frage: „Deutsche Kunden werden voraussichtlich zu IB Irland oder Luxemburg kommen. Lassen sich nach dem Wechsel noch alle Produkte handeln?“
Maximilian Rimpfl: „Für Aktien, Optionen und Futures wird es keine Restriktionen geben. Bei IB Luxemburg gibt es aktuell noch das Problem, dass wir keine UK Metalle, Anleihen und gehebelte Forex-Positionen anbieten können. Das liegt daran, dass wir noch dabei sind, die regulatorischen Bedingungen zu klären. Wir hoffen aber, dass dies demnächst geklärt ist. Für IB Irland haben wir noch keine Informationen bezüglich Handelsrestriktionen, da wir hier noch auf die endgültige Lizenz warten.“
Frage: „Wird sich nach dem Wechsel im Hinblick auf die Kontoauszüge etwas ändern?“
Maximilian Rimpfl: „Bei den Standard-Kontoauszügen ändert sich nichts. Die Kontonummer wird sich aber etwas ändern: Hier wird sich die erste Ziffer ändern – der Rest der Kontonummer wird gleichbleiben.“
Frage: „Verläuft die Migration für private und geschäftliche GmbH-Konten unterschiedlich?“
Maximilian Rimpfl: „Nein, es ist der gleiche Prozess für alle Konten, egal ob institutionell oder für private Kunden.“
Frage: „Wird sich an der Gebührenstruktur etwas ändern?“
Maximilian Rimpfl: „Es wird sich voraussichtlich nichts an den Gebühren ändern.“
Frage: „Wie ist die Einlagensicherung von IB aktuell und wie wird sich diese durch den Brexit ändern?
Maximilian Rimpfl: „Aktuell sind wir noch SIPC versichert, das ist ein Kollektiv von Brokern, die in ein Sicherheitsfond investieren. Hier beträgt die Deckung $ 500.000, wobei ein Cash-Limit von $ 250.000 besteht. Werte in Futures und Optionen lassen sich aber nicht versichern, Aktien und Anleihen hingegen schon. Mit dem Wechsel zu den EU-Brokern fällt diese Versicherung aber auf 20.000 €, dies liegt aber nicht an IB selbst, sondern was die Regulatoren uns zur Verfügung stellen. Ich kann jeden Kunden verstehen, dem diese Sicherung zu wenig ist, man muss aber auch verstehen, dass diese Versicherungen nur greifen, wenn IB pleite geht – und davon sind wir aktuell sehr weit entfernt.“
Frage: „Folgendes Szenario nach dem Wechsel der Konten zu den EU-Brokern: Ein Konto mit einem Wert von 100.000 €, sämtlicher Cash-Bestand ist in Aktien investiert – IB geht pleite, was passiert dann?“
Maximilian Rimpfl: „Die maximale Deckung nach der Einlagensicherung wäre hier 20.000 €.“
Frage: „Aber ich dachte Aktien sind Sondervermögen und nicht Teil der Einlagensicherung?“
Maximilian Rimpfl: „Wir haben diese Unterscheidung nach dem deutschen Recht nicht und kein Sonderstatus für diese Werte. Bei uns werden Aktien immer als Straßennamen gehandelt, das heißt, dass als Inhaber immer Interactive Brokers steht. Natürlich können wir nachweisen, wem welche Aktie gehört.“
Frage: „Warum machst du dir keine Sorgen über die Einlagensicherung und darüber, dass Aktien kein Sondervermögen sind?“
Maximilian Rimpfl: „Unser Eigenkapital ist mit 8,5 Mrd. 6 Mrd. über dem was die Regulatoren von uns verlangen. In diesem Eigenkapital steckt kein Cent Kundeneinlagen und wir halten unser Eigenkapital streng von unserem eigenen Geld getrennt. Außerdem haben wir stets hohe Margin-Anforderungen für einzelne Produkte und schützen so Kunden vorab.“
Vielen Dank an Maximilian Rimpfl und Interactive Brokers für das ausführliche Interview!
Anmerkung: Das Interview durften wir erst nach einer internen Prüfung durch IB veröffentlichen. IB hat uns jedoch im Nachgang gebeten, einige Links zum besseren Verständnis zu teilen:
Der Begriff ‘Sondervermögen’ impliziert, dass IBKR in Deutschland, Österreich oder der Schweiz reguliert ist.
Interactive Brokers U.K. Limited https://www.interactivebrokers.eu/de/home.php ist von der Financial Conduct Authority https://www.fca.org.uk/ autorisiert und reguliert. FCA-Handelsregisternummer lautet 208159.
Interactive Brokers LLC https://www.interactivebrokers.eu/de/home.php ist ein Mitglied der NYSE https://www.nyse.com/index – FINRA https://www.finra.org/ – SIPC https://www.sipc.org/ und untersteht der Aufsicht durch die US Securities and Exchange Commission und die Commodity Futures Trading Commission.
Interactive Brokers Luxembourg SARL https://www.interactivebrokers.eu/de/home.php ist ein Mitglied des Anlegerentschädigungssystems Luxemburg (Système d’indemnisation des investisseurs, SIIL) http://www.fgdl.lu/en/depositors-corner/frequently-asked-questions/#c9906 und wird von der Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF) https://www.cssf.lu/de/ reguliert.
Im Eigentum von Kunden befindliche voll eingezahlte Wertpapiere werden bei Depotbanken und Wertpapierverwahrern in Konten geschützt, die ausdrücklich zu alleinigen Gunsten der Kunden angelegt sind.
Segregation von Kundenvermögen nach US Regulationen: https://www.interactivebrokers.eu/de/index.php?f=6410&p=fin
US Kontoschutz: https://www.interactivebrokers.eu/de/index.php?f=6410&p=acc
UK FCA Kundenvermögen und Kontoschutz: https://ibkr.info/de/article/2012
LUX SIIL Kundenvermögen und Kontoschutz: https://ibkr.info/de/article/3544’
Das ganze Interview ansehen:
Dieser Beitrag enthält keine bezahlte Werbung. Wir unterhalten (außer unseren eigenen Depots) keine Geschäftsbeziehungen mit Interactive Brokers. Für dieses Video gibt es keinerlei Vergütung und das Interview ist auf unsere Initiative hin zustande gekommen.
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Peter meint
Gute Arbeit, die richtigen Fragen gestellt!
Lederer Wolfgang meint
Hallo,
das die Aktien der Kunden in die Insolvenzmasse von IB einfließen soll laut Lynx so nicht stimmen. Die Aktien der Kunden sind vom Eigenkapital IB getrennt und stehen nur den Kunden zu. Bitte das bei IB nochmal nachfragen. Ich denke das sich aktuell sonst viele Kunden von IB (Lynx,CapTrader usw.) Sorgen machen.
Gruß
Wolfgang
Chris meint
So habe ich das bis zu diesem Video ebenfalls verstanden. Ein kurzer Check wäre gut. Irgendwas stimmt da nicht.
Phillip meint
Es geht hier um ein viel tieferes Problem. Lynx sitzt im selben Boot wie IBKR. Genauso Captrader. Denn alle Aktien werden verliehen. Auch die, die über Lynx eingelegt werden. Und was ist eine Versicherung wert, wenn sie auf Euro läuft? Oder noch kritischer: Was ist eine Versicherung wert, wenn sie auf Fiat-Geld lautet? Jede Versicherung geht über den Jordan, wenn die Rückversicherung den Schaden nicht mehr tragen kann. Hat man bei der Finanzkrise 2008/09 gesehen. Da musste der Versicherer vom Staat gestützt werden.
#Wertpapierleihe
Jens meint
liebes Team von inside-markets,
erstmal vielen Dank für dieses sehr informative Interview. Ihr habt auf youtube eine Reichweite von über 1.000 Abonnenten und wohl auch einen guten Draht zu interactive brokers. Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass IB uns mit 20k€ im Insolvenzfall abspeisen will, auch wenn das Anlegerentschädigungsgesetz diese Summe als Entschädigungsanspruch vorsieht. Warum bietet IB keine Zusatzversicherung an? Andere Broker wie z.B. Active Trades tun dies doch auch: https://www.activtrades.com/de/rechtliches/lloyds-london-versicherung-kundengelder#
Interactive brokers steht doch für Seriosität und Qualität, daher bitte ich euch und eure Community, das Thema Zusatzversicherung bei IB zu lancieren. Ich denke, das wäre im Sinne aller europäischen Kunden. Vielen Dank.
Phillip meint
Was ist eine Versicherung wert, wenn sie auf Euro läuft? Oder noch kritischer: Was ist eine Versicherung wert, wenn sie auf Fiat-Geld lautet? Jede Versicherung geht über den Jordan, wenn die Rückversicherung den Schaden nicht mehr tragen kann. Hat man bei der Finanzkrise 2008/09 gesehen.
Arne Lange meint
Krass, das war mir gar nicht so bewusst. Einen Affiliate Link knallt jeder unter sein Youtube-Video, aber dass auch mal ehrlich Nachteile wie hier bei Interactive-Brokers aufgezeigt werden, das sieht man selten. Aber auch Lob an Interactive-Brokers, sie verstecken sich nicht oder reden Dinge schön sondern Klartext.
Bin durch das Video auf eure Website gestoßen und habe mich das ganze Wochenende durch eure tollen Materialien gearbeitet. Das Vermögensmagazin habe ich auch schon bestellt, dieses komplette Bild aus Investment aber auch Schutz findet man leider selten.
Viele Grüße
Arne
Audi meint
Hallo,
kann es sein, dass die 2 Aussagen „Aktien sind kein Sondervermögen“ und „Aktien werden im Fall des eines Konkurses von InteractiveBrokers nur mit €20.000 ersetzt“ sich nur auf Margin Konten bezieht?
Kann es sein, dass normale „Cash Account“ von dem ganzen Thema nicht betroffen sind?
Tim Dechent meint
Siehe hierzu die FAQ’S von captrader: Sind meine Aktien im Insolvenzfall von IB sicher? Ja, voll hinterlegte Aktien und durch das Kapital gedeckte Aktien gehören selbstverständlich weiterhin dem Kunden. Dazu zählen Aktien, die auf einem Cashkonto gehalten werden und Aktien auf Marginkonten, welche 1:1 durch Bareinlagen auf Ihrem Depot gedeckt sind.
Freddy meint
Ich versteh die Diskussion nicht, warum sind denn alle mit IB verheiratet? Trading über IB und Aktien über einen anderen Broker. Nicht meckern sondern handeln!
Vielen Dank für die Aufklärungsarbeit!!!
Stefan meint
Welchen Broker empfiehltst Du denn mit einer ähnlichen oder besseren Kostenstruktur und gleicher Palette an Produkten insbesondere Optionen?
H. S. meint
Ich würde einfach bei IB für das Trading bleiben und die Langfristinvestments zu einem stockkonservativen Broker in die Schweiz, Norwegen oder Lichtenstein packen!
Jimmy Stardust meint
Das + neue Derivatesteuer 2021 ist nun das aus für die Wohnzimmerspekulanten.
EU und Scholz haben alles richtig gemacht.
der Bürger soll und darf unter keinen Umständen sein Vermögensaufbau selbst in die Hand nehmen.
das Sparbuch reicht.
da wird sich nun ab 1.1.21 vieles zurückentwickeln was in den letzen 20 Jahren aufgebaut wurde.
Markus meint
Liebes IB Team,
20.000€ Einlagensicherung/Entschädigung im Insolvenzfall können nicht euer Ernst sein.
Hier muss dringend nachgebessert werden! Min. 100.000€ müssen es schon sein.
Andernfalls werden wohl viele Anleger Teile ihres Depots von euch abziehen.
Sicherheit im Insolvenzfall ist schließlich das A&O!
H. S. meint
Das ist halt nicht IBs Problem, sondern von den Idioten aus Brüssel!