Wenn der Aktienmarkt nach oben läuft, freuen sich die meisten Investoren. Buchgewinne steigen an und es fühlt sich sehr leicht an, Geld an der Börse zu verdienen. Doch sind viele Aktien erst einmal im Gewinn, steigt auch die Angst vor dem Crash. Die Crashpropheten fordern seit vielen Jahren einen Absturz der Kurse und der Anleger kommt ins Grübeln und überlegt, ob er nicht besser Hedging betreiben sollte. Worum es beim Hedging geht und was die Herausforderungen dabei sind erfahrt ihr heute im ersten Teil dieser zweiteiligen Blogserie „Hedging am Aktienmarkt“.
Was ist Hedging?
Hedging bezeichnet das Eingehen eines Finanzgeschäfts zur Absicherung gegen Kurs-, Wechselkurs- oder Preisschwankungen einer Transaktion. Man kann grundsätzlich alles hedgen, für die meisten bedeutet es aber eine Absicherung gegenüber möglicher Preisschwankungen am Aktienmarkt. Idealerweise würde man also vor einer Kurskorrektur beispielsweise einen S&P 500 Future Short handeln. Das Aktienportfolio würde an Wert verlieren, die Short-Position gewinnen und somit gleichen sich Gewinne und Verluste aus. Der Depotstand wird sozusagen eingefroren.
Ein theoretisches Beispiel dazu: Ein Investor hält ein Aktienportfolio im Wert von $ 100.000 am Hochstand des S&P 500. Die Aktien aus diesem Portfolio entstammen auch zum Großteil aus dem amerikanischen Leitindex, das spielt aber eher eine untergeordnete Rolle. Am Hochpunkt verkauft unser Investor nun einen S&P 500 Future-Kontrakt als Hedge. Dieser profitiert bei fallenden Kursen, verliert aber bei steigenden. Idealerweise bildet dieses Position die Gegenposition zu dem Aktienportfolio 1:1 ab, somit ist ab diesem Zeitpunkt der Kontostand eingefroren:
- Variante 1: Der Aktienmarkt steigt weiter an: Das Aktienportfolio gewinnt, die Hedging Position verliert.
- Variante 2: Der Aktienmarkt fällt: Das Aktienportfolio verliert, die Hedging Position gewinnt.
Warum betreibe ich dann nicht dauerhaftes Hedging?
Langfristig betrachtet steigen die Aktienmärkte an, da sie die Wirtschaftsleistung der Unternehmen abbilden und diese werden produktiver und wachsen und somit auch die Aktienkurse. Das wird deutlich, wenn man sich beispielsweise den S&P 500 in einem langfristigen Chart ansieht (im Beispiel seit 1955 und als logarithmische Darstellung):
Würden wir nun dauerhaft Hedging betreiben, ist unser Konto zwar nach unten abgesichert, es kann aber auch dieses langfristige Wachstum nicht mitnehmen. Im Prinzip könnten wir auch aufhören zu investieren, denn ein dauerhaft eingefrorenes Konto bringt nur wenig Mehrwert.
Die Herausforderungen des Hedging am Aktienmarkt
Wir haben also gesehen, dass ein dauerhaftes Hedging wenig bringt. Vielmehr müssen wir versuchen den Hedge nur in fallenden Märkten einzusetzen, während wir in bullischen Marktphasen unser Portfolio einfach „laufen“ lassen. Die Herausforderung: Das Timing.
Realistisch wird es kaum einem Händler dauerhaft gelingen den Hedge perfekt am Hochpunkt einzugehen und am Tiefpunkt wieder aufzulösen. Die eine Strategie, die zu 100% immer und jederzeit an der Börse funktioniert, gibt es nicht. Und somit wird es einige Fehlsignale geben, die dementsprechend Performance kosten. Nehmen wir an, die Strategie hat etwa 5x im Jahr ein Einstiegssignal, dann kann es Jahre geben, in denen das Hedging nur verliert. Natürlich wird der Investor in der Zwischenzeit weitere Aktiengewinne verbuchen können, die reine Hedging-Strategie aber verlieren. Die große Herausforderung dabei ist nun die Disziplin und Ausdauer zu besitzen, das Hedging trotzdem konsequent durchzuhandeln.
Kostenloser Newsletter
Du möchtest neue Blogbeiträge und weitere Aktien-, ETF- & Indizes-Analysen nicht verpassen? Dann abonniere unseren kostenlosen Newsletter:
[mc4wp_form id=“607″]
Fazit zum Hedging am Aktienmarkt
Hedging ist ein Dauerbrenner unter Investoren, denn die Faszination in Drawdowns am Aktienmarkt nicht oder weniger zu verlieren, oder sogar Geld zu verdienen, ist sehr groß. Dauerhaftes Hedging bringt auf lange Sicht aber wenig, da auch kein Wachstum gewonnen werden kann. Daher bleibt als Lösung nur ein System zu finden, das Hedging „Versuche“ in potentiellen Abwärtsmarktphasen eingeht. Hierbei kann es aber auch viele fehlgeschlagene Versuche geben, denn ob eine Kurskorrektur zu einem echten „Börsencrash“ wird oder der Markt anschließend wieder steigt – das wissen wir erst hinterher.
Beenden möchten wir daher den ersten Teil mit einem Zitat von Warren Buffett:
„Im Geschäftsleben ist der Rückspiegel immer klarer als die Windschutzscheibe“.
Im zweiten Teil werden wir dann einige konkrete Handelsinstrumente vorstellen, mit denen man Hedging umsetzen kann.
Mehr dazu im Video:
[irp posts=“832″ name=“Lohnt sich Hedging am Aktienmarkt? – Teil II“]
Quellen: https://www.boersennews.de/lexikon/begriff/hedging/536/
Hinweis:
Dieser Beitrag dient nur der Information und stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der erwähnten Wertpapiere dar. Der Handel mit börsennotierten Wertpapieren kann zum Teil erheblichen Kursschwankungen unterliegen, die zu erheblichen Verlusten bis hin zum Totalverlust führen können. Bei jeder Anlageentscheidung, die Sie aufgrund von Informationen, welche aus Inhalten dieser Seite hervorgehen, treffen, handeln Sie immer eigenverantwortlich, auf eigene Gefahr und eigenes Risiko. Die auf dieser Seite zur Verfügung gestellten Inhalte, wie z.B. Handelssignale und Analysen, beruhen auf sorgfältiger Recherche, welchen Quellen Dritter zugrunde liegen. Diese Quellen werden von dem Autor als vertrauenswürdig und zuverlässig erachtet. Der Autor übernimmt gleichwohl keinerlei Gewährleistung für die Aktualität, Richtigkeit oder Vollständigkeit der Inhalte und haftet nicht für materielle und/oder immaterielle Schäden, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Inhalte oder durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Inhalte verursacht wurden.
Schreibe einen Kommentar