Junge Anleger befeuern gerade den ETF-Boom. Doch es ist nicht alles Gold was glänzt. Im Folgenden haben wir die größten Nachteile von ETFs zusammengetragen und warum wir persönlich (fast) nie in ETFs investieren.
Was ist ein ETF?
Ein ETF ist ein Nachbau eines Börsenindex, eines Sektors oder einer bestimmten Auswahl an Aktien. Im einfachsten Fall nimmt eine Fondsgesellschaft das Anlegergeld und kauft dafür all jene Wertpapiere, die im Index enthalten sind. Meist handelt es sich um Aktien oder Anleihen.
Nehmen wir als Beispiel den deutschen Aktienindex Dax: Dieser Index zeigt an, wie viel die 40 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland wert sind. Ein ETF, der den Dax abbildet, würde nun genau diese 40 Aktien nachkaufen – und sich dann genauso im Wert entwickeln wie der Dax.
Wie funktionieren ETFs?
ETFs (Exchange Traded Funds) bedeutet übersetzt: börsengehandelte Fonds. Es gibt ETFs sowohl als Aktienfonds wie auch als Rentenfonds, Rohstofffonds oder verschiedene Mischfonds. Ein Fonds sammelt Geld der Anleger und legt es in verschiedene Werte an. Liquide ETFs lassen sich jederzeit an der Börse kaufen und verkaufen.
Bei den meisten ETFs handelt es sich um Index-ETFs und sie spiegeln somit die Wertentwicklung eines bestimmten Aktienindex (DAX, S&P 500) wider. Diese ETFs geben die Wertentwicklung eines ganzen Marktes an. Wenn zum Beispiel der deutsche Börsenindex Dax um 1 Prozent nach oben geht, legt der Wert eines DAX-ETF in etwa ebenso viel zu. Verliert der Dax an Wert, hat der Anleger ein entsprechend großes Minus.
ETFs oder Aktien – der Unterschied
Aktien sind Anteile an einem Unternehmen. Wenn ein Investor also Aktien von Microsoft kauft, gehört ihm ein kleiner Teil des Software-Giganten. Man profitiert also, wenn sich das Unternehmen gut entwickelt. Die Rendite setzt sich zusammen aus Kurssteigerungen und Dividendenzahlungen, wenn das Unternehmen seine Inhaber an Gewinnen beteiligt. Kommt das Unternehmen allerdings in Schwierigkeiten und der Wert sinkt, dann geht der Pfeil in die andere Richtung: Das investierte Vermögen ist weniger wert.
Ein Aktienfonds ist im Grunde genommen ein großer Topf voller Aktien. Der Investor kauft demnach nicht nur Anteile an einem Unternehmen, sondern an sehr vielen. Fonds können aktiv oder passiv gemanagt sein. Aktiv bedeutet, ein Fondsmanager bestückt seinen Fonds mit den vermeintlich besten Titeln. ETFs bzw. Indexfonds sind hingegen passive Fonds und bilden die Entwicklung am Markt ab. Das heißt, der ETF entwickelt sich genauso wie der jeweilige Index.
Gerade für Anfänger eignen sich Index-ETFs sehr gut, denn bereits mit einem kleinen Betrag lässt sich an dem gesamten Wirtschaftswachstum partizipieren. Verliert eine Aktie stark an Wert, so wird diese automatisch geringer in dem ETF gewichtet und dieser Verlust fällt kaum noch ins Gewicht.
Warum wir trotzdem nicht in ETFs investieren! Nachteile von ETFs
Wie wir bereits geklärt haben, gibt es einige gute Gründe in ETFs zu investieren: Diversifizierung, profitieren vom Wirtschaftswachstum, simple Anlagestrategie, usw. Dennoch investieren wir (fast) nie in ETFs!
Die Gründe hierfür sind:
- Steuerlast
Dieser Punkt bezieht sich vor allem auf Investoren, die eine Trading-GmbH besitzen. Kursgewinne aus der Veräußerung von Aktienfonds (Aktien > 51 %) werden auf GmbH-Ebene mit 12,17 % besteuert. Gewinne aus der Veräußerung von Aktien hingegen mit ca. nur 1 %. Ein gigantischer Steuervorteil!
- Versteckte Risiken
ETF-Anbieter verleihen in der Regel Aktien. Um diese Aktie vom ETF leihen zu können, müssen sie eine Gebühr an den Fonds zahlen. Durch die Wertpapierleihe entstehen also Zusatzeinnahmen für die Anleger. Das ist zunächst einmal positiv – schließlich verbessert sich dadurch die Rendite ihres Investments. Nun das Aber: sollte der Ausleihende zahlungsunfähig werden, erhält der ETF die Papiere womöglich nicht zurück. Die ETF-Anbieter versuchen sich dagegen abzusichern, indem sie Wertpapiere nur gegen Sicherheiten verleihen. Ein hundertprozentiger Schutz lässt sich aber auch dadurch nicht gewährleisten.
- Swap-ETFs
Swaps sind nicht börsengehandelt, daher können Anleger die Gebühren für die Swaps nicht oder nur kaum nachvollziehen. Normalerweise schließen ETF-Anbieter oft Swaps mit Tochtergesellschaften aus demselben Konzern ab, dabei besteht die Gefahr von überhöhten Gebühren. Außerdem sind Swaps nicht Teil von Sondervermögen und daher besteht ein Kontrahentenrisiko.
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- Flash Crashs
Unter einem Flash Crash versteht man starke und schnelle Kurseinbrüche. Dabei kann es zu einem Auseinanderdriften zwischen dem Marktkurs des ETFs und dem zugrundeliegenden ETF kommen.
- Finger weg von Nischen-ETFs
Ein wichtiger Faktor bei der ETF-Auswahl ist das Fondsvolumen. Experten gehen davon aus, dass erst ab einem Fondsvolumen von mindestens 50 Millionen Euro ein ETF wirtschaftlich betrieben werden kann. Bei einem Fondsvolumen von mehr als 100 Millionen Euro gilt die Wirtschaftlichkeit als so gut wie gesichert. Je größer das Fondsvolumen desto besser ist in der Regel auch die Liquidität!
- Nicht auf die Verpackung verlassen
Die meisten Anleger gehen davon aus, dass der zugrundeliegende Name des ETFs auch in der Investmentauswahl eine Rolle spielt. So sollte ein „nachhaltiger“ ETF wohl nicht aus Öl-Aktien bestehen. Daher immer in die genauen Positionen schauen und nicht nur auf den Namen verlassen! Aktuellstes Beispiel hierfür ist der Bitcoin-ETF BITO, dieser hält nämlich keine Bitcoins, sondern nur Bitcoin-Futures!
Fazit
ETFs sind eine sehr gute und günstige Möglichkeit in den Aktienmarkt zu investieren. Elementar ist vor allem die jeweilige ETF-Auswahl, hierbei sollten vor allem auf die jeweiligen Positionen geschaut werden und der Kursverlauf des ETFs mit der jeweiligen Benchmark verglichen werden. Dazu sollte der ETF ein hohes Fondsvolumen und geringe Kosten haben, um die Nachteile von ETFs zu umgehen. Für Anleger, die eine GmbH zur Vermögensverwaltung gegründet haben, ist steuerlich gesehen ein ETF nicht sinnvoll – hier sollten auf jeden Fall Investments in Aktien direkt gewählt werden.
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