Jeder Anleger freut sich über steigende Aktienkurse. Mit den resultierenden Buchgewinnen wächst aber auch die Angst vor fallenden Kursen. Daher machen sich viele Anleger Gedanken darüber, wie sie Aktien absichern können. Grundsätzlich halten wir Aktien absichern für sinnvoll, denn man darf niemals die mentale Komponente des Anlegens unterschätzen. Hat man erst einmal 50 % seines Depots „verloren“, haben die wenigsten Investoren den Mut nachzukaufen bzw. verkaufen vielleicht sogar ihre Aktien. Im Folgenden möchten wir Hedging Beispiele geben, mit denen Anleger ihre Aktien absichern können.
Wie kann ich Aktien absichern?
Methode 1: Die Stop-Loss-Order
Die einfachste Methode Aktien abzusichern ist ein Stop-Loss. Unterschreitet der Kurs das festgelegte Stop-Loss-Level, wird eine Verkaufsorder erteilt und die Aktien werden verkauft. Dieser Stop-Loss kann bei steigenden Kursen nachgezogen werden, so dass im Fall von Kursrückgängen das Verlustpotential geringer ist.
Bei einem Stop-Loss definiere ich ein Preislevel, ab dem meine Aktienposition verkauft werden soll. Platziert man diesen Stop-Loss-Kurs beispielsweise 5 % unter den aktuellen Kurs, wird beim erstmaligen Unterschreiten eine automatische Verkaufsorder ausgelöst.
Wichtig ist hierbei, dass es sich dabei um eine Market Order handelt, d.h. es ist nicht garantiert, dass sie genau zum gewünschten Stop-Loss-Kurs ausgeführt werde. Bei den meisten großen Aktien stellt das in der Praxis aber kein größeres Problem dar. Möchte ich aber kleinere Aktien absichern, kann es unter Umständen zu größeren Reibungsverlusten kommen (‚Slippage‘).
Läuft nun der Kurs weiter nach oben und ich möchte auch weiterhin meine Aktien absichern, gibt es die Möglichkeit, das Stop-Loss-Level nachzuziehen. Somit habe ich einen Trailing-Stopp, d.h. in steigenden Kurse wird mein Stop-Loss-Level sukzessive mit nach oben verschoben.
Wenn ihr mit einem Stop-Loss Aktien absichern möchtet, ist die größte Herausforderung geeignete Preislevel ausfindig zu machen und die Strategie konsequent durchzuziehen.
Methode 2: Die Put-Option
Zur Absicherung von Aktien ist der Handel von Put-Optionen eine gute Alternative zur Stop-Loss-Order. Bei einer Put-Option sichere ich mir das Verkaufsrecht, meine Position zu einem bestimmten Kurs zu verkaufen. Fällt der Kurs, kann ich dieses Recht ausüben und damit meine Aktien absichern. Wie der Preis einer Put-Option durch die griechischen Optionskennzahlen beeinflusst wird, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.
Der große Unterschied zur Stop-Loss-Order ist, dass ich bei leicht fallenden Kursen nicht ausgestoppt werde und anschließend nicht zusehen muss, wie die Aktie ohne mich weiter ansteigt:
Für eine Put-Option bezahle ich dagegen eine Optionsprämie und der schlimmste Fall ist, dass meine Option am Ende der Laufzeit wertlos verfällt. Fällt die Aktie stark, kann ich mit einer Put-Option sogar überproportional profitieren. Denn ich sichere mir einen festen Verkaufskurs und gleichzeitig steigt die Volatilität an und damit der Optionspreis. Somit sichere ich meine Aktien ab und kann bei einem richtigen Crash sogar doppelt profitieren.
Mehr zum Thema „Aktien absichern mit Put-Optionen“ und ein Hedging Beispiel der Amazon-Aktie findet ihr auf unserem Optionsblog: Was ist eine Put-Option?
Wie kann ich mein Depot absichern?
Eine Methode das ganze Aktiendepot abzusichern sind Stop-Loss-Orders für alle Einzelwerte. Unterschreitet der Kurs das festgelegte Stop-Loss-Level wird eine Verkaufsorder erteilt und die Aktien werden verkauft. Alternativ kann man aber auch mit einer Short-Position auf einen Aktienindex von fallenden Kursen profitieren.
Für das Hedging Beispiel mit einer Short-Position auf den Aktienindex muss zunächst der übergeordnete Markt bestimmt werden. Handelt ihr ausschließlich deutsche Werte, könnt ihr den DAX-Future verwenden. Möchte ich mein Aktien Depot in den USA absichern, bietet sich der S&P 500 an. Dieser hat vor allem viele hochliquide und skalierbare Produkte. So gibt es seit einiger Zeit auch Micro-Futures, mit denen ihr bereits Depots von ca. $ 15.000 gut absichern könnt.
Möchtet ihr in der Praxis das Depot absichern, könntet ihr beispielsweise Stop-Sell-Orders definieren. Ähnlich wie bei der Stop-Loss-Order, um die Aktien abzusichern, wird bei Unterschreiten eines definierten Kurslevels eine Verkaufsorder für beispielsweise einen Micro-Future ausgelöst. Haltet ihr eine entsprechende Größe an Futures, werden ab diesem Moment Depotverluste mehr oder weniger 1:1 ausgeglichen. Eine einfache Strategie mit Hilfe von Bollinger Bändern seht ihr im Chart: Der Hedge wird bei Verlassen des unteren Bollinger-Bands eröffnet und bei Überschreiten des gleitenden Durchschnitts wieder aufgehoben:
In unseren Depots verwenden wir bevorzugt Optionen auf den S&P 500, um im Fall eines Crashs auch von einem Volatilitätsanstieg zu profitieren.
Wie kann ich Aktien absichern? – Fazit
Grundsätzlich ist es sinnvoll, Depots abzusichern. Eine Einführung dazu haben wir euch auch in diesem Blogbeitrag gezeigt. Stop-Loss Orders sind gut geeignet, um Aktien und Depots abzusichern, noch besser sind aus unserer Sicht aber Optionen. Bei Stop-Loss-Orders gibt es immer die Herausforderung, dass meine Stop-Order „abgeholt“ wird und die Aktie danach ohne mich wieder steigt. Bei Optionen kann ich maximal die eingesetzte Optionsprämie verlieren und bei einem richtigen Crash vom Volatilitätsanstieg zusätzlich profitieren.
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Stefan Beiersdörfer meint
Buy and Hold funktioniert zwar langjährig, aber wie lange ist schon die Historie der Investoren die auch mal die wirklich nervigen Zeiten z.B. der 70er Jahre erlebt haben? Dank eurer Hilfe bin ich vor allem mit Optionen abgesichert, das scheint mir am schlüssigsten.