In Zeiten niedriger Zinsen wird es immer schwieriger hohe Anlagerenditen zu erwirtschaften, weshalb institutionelle Anleger schon vor Jahren ihren Fokus auf sogenannte „Alternative Investments“ erweitert haben. Wertvolle Weine, Whisky, Kunst oder „Collectibles“ (Sammlerstücke) sind die neuen Anlagewerte, die dem Investor heute helfen sollen, das Portfolio zu stabilisieren, die Rendite zu steigern und die Schwankungsbreite zu reduzieren. Gerade ein „flüssiges Depot“ kann eine rentable und krisenfeste Alternative zu Aktieninvestments sein. Neben Wein eignet sich vor allem Whisky als Wertanlage. Warum sich aktuell gerade ein Whisky besonders zum Investieren eignet, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.
In Whisky investieren – Ein Renditebringer?
Indizes wie der Object of Desire Index der Coutts Private Bank oder der Knight Frank Luxury Investment Index (KFLII) bilden die Wertentwicklungen der wichtigsten alternativen Anlageklassen ab, wodurch sie sich gut mit Aktien- oder Rohstoffindizes vergleichen lassen. Man kann erkennen, dass aufgrund der starken Nachfrage aus Asien ein Whisky-Investment in den letzten zehn Jahren besonders gut performt hat:
Whisky als Wertanlage im Vergleich
Neben der reinen Performance haben „flüssige Anlageformen“ weitere Vorteile. Die wichtigsten sind unter anderem:
- Geringe Korrelation mit den Aktienmärkten und äußerst günstiges Risiko-Rendite-Profil
- Sie werden verbraucht. Jede Flasche, die geöffnet wird, steigert den Wert der verbliebenen Flaschen. Eine Preissteigerung ist quasi unvermeidbar.
- Als Konsumgüter haben Steuerbehörden und Regierungen sie bislang noch nicht auf dem Schirm und so dürften sie bei zukünftigen Vermögensabgaben wahrscheinlich unberücksichtigt bleiben.
- Gewinne aus Wein- und Spirituoseninvestments sind im Rahmen privater Veräußerungsgeschäfte in Deutschland steuerfrei, solange die Spekulationsfrist von einem Jahr eingehalten wird.
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Whisky als Wertanlage
Whisky wird seit Jahrzehnten von Kennern gesammelt, insbesondere schottischer, aber auch japanischer Single Malt Whisky. Keine andere Spirituose verfügt weltweit über eine derart große und kaufkräftige Fangemeinde – vor allem in Asien. Über 500 % konnte „Rare Whisky“ in den letzten zehn Jahren an Wert zulegen und lieferte im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts mit Riesenabstand die stärkste Performance unter den alternativen Anlageklassen.
Der Sammlermarkt kann im Wesentlichen in zwei Segmente unterteilt werden:
- Hochwertiger „Vintage Collectible Whisky“ aus dem letzten Jahrhundert, der zum Verbrauch herausgebracht wurde und dessen Wert sich mit dem Markt entwickelt hat.
- „Modern Releases“ aus der Zeit nach 2000, die als Reaktion auf den boomenden Markt für Sammler und Investoren, oft künstlich verknappt („Limited Editions“), veröffentlicht werden.
In beiden Segmenten gilt es zu unterscheiden zwischen Sammlerserien bzw. Releases der Top-Brennereien, die möglicherweise als Investition in Frage kommen, und den Standardabfüllungen für den breiten Markt, die auf lange Sicht wenig bis gar kein Gewinnpotenzial bieten.
Vintage Collectible Whisky ist im Vergleich zu modernen Abfüllungen ein tatsächlich knappes Gut, denn Whisky ist erst seit kurzem zu einem Vermögenswert und Statussymbol geworden. Im 20. Jahrhundert wurden die meisten Whiskyflaschen zum Verzehr gekauft. Man kann also davon ausgehen, dass die meisten Flaschen älterer Releases ausgetrunken wurden, und Knappheit steigert den Wert. Im Gegensatz dazu werden viele moderne Flaschen als reine Investition gekauft, wodurch weniger verbraucht wird. Oft wurde Vintage-Whisky mit einem angegebenen Destillationsjahr abgefüllt, was attraktiv ist für den Aufbau von Sammlungen.
Im Vergleich dazu werden nur wenige moderne Serien mit Vintage-Statements abgefüllt. Moderne Releases sind in der Regel viel leichter erhältlich als ihre Vintage-Gegenstücke und bieten auch tendenziell einen besseren Einstiegspreis. Dies verleiht ihnen eine erhebliche Anziehungskraft, insbesondere für neue Sammler. Es gibt keine Preishistorie für moderne Releases und diese Flaschen neigen dazu, eine beträchtliche Volatilität zu zeigen. Das wollen wir natürlich vermeiden. Die historischen Preisverläufe bei den Vintage-Whiskys zeigen, dass diese weiterhin stark nachgefragt werden.
Eine Faustregel besagt: Whiskys unabhängiger Abfüller sind zum Trinken, Originalabfüllungen zum Investieren. Davon auch nur solche der alten, renommierten und von Sammlern gefragten Brennereien. Von diesen suchen wir nach begehrten Sonderabfüllungen mit kleinen Auflagen, Jahrgangswhiskys und Einzelfassabfüllungen. Das können auch gern „exotische“ Fässer sein, in denen vorher Madeira, Sherry, Port, Sauternes, Tokajer oder Rum zur Reife kamen.
Port Ellen „Annual Releases“ – Wiedereröffnung geplant
Als die Islay-Brennerei Port Ellen 1983 geschlossen wurde, befanden sich noch Vorräte im Lager, die seit 2001 durch den Inhaber Diageo zur Vermarktung freigegeben wurden. Da Port Ellen seit seiner Schließung Kultstatus erlangt hatte, wurden diese jährlichen Veröffentlichungen – ab der zweiten Ausgabe „Annual Releases“ genannt – immer begehrter.
Insgesamt 17 Annual Releases wurden zwischen 2001 und 2017 herausgegeben. Destilliert wurden die Whiskys 1978 und 1979, so dass die jährlichen Abfüllungen unterschiedliche Altersangaben von 22 bis 37 Jahren aufweisen. Dementsprechend handeln die letzten beiden Releases mit ihren 34 bzw. 37 Jahren zum höchsten Preis. Die Auflagen schwanken zwischen 2.988 (17th Release) und 12.000 (2nd Release) Flaschen.
Den stärksten Preisanstieg vollzog übrigens der 8th Release (Auflage: 6.618 Flaschen): von 275 € auf derzeit über 2.000 €: Im Jahr 2017 – dem Jahr des letzten Release – verkündete Diageo Pläne zu einer Wiedereröffnung der Brennerei mit einem geplanten Investitionsvolumen von 35 Millionen Pfund. Aufgrund von Corona wurde die Wiederaufnahme des Betriebes auf 2022 verschoben. Bis die ersten „neuen“ Port Ellen auf den Markt kommen, dürften noch mindestens 15 Jahre vergehen. Die Annual Releases mit den letzten Whiskys vor der Schließung dürften dann noch einiges an Wert zugelegt haben. Wer es sportlich mag, kann versuchen die komplette Serie zu sammeln.
Preis pro Flasche: Preisrange: 1.600 – 3.500 €, je nach Release
Eine so genannte „Vertikale“ kann immer mit gutem Premium verkauft werden, im Vergleich zum Verkauf einzelner Flaschen. Das komplette Set aller 17 Port Ellen Annual Releases handelte 2019 für etwa 35.000 €, mittlerweile sieht man Angebote für über 55.000 €.
Fazit – Whisky als Investment
Hohe Renditen und seine Krisenfestigkeit machen Whisky zu der Vorzeige-Spirituose in Sachen „Flüssige Investments“. Whisky stabilisiert euer Portfolio und ergänzt perfekt eure Aktieninvestments. Als Konsumgüter werden sie bei Vermögensabgaben nicht berücksichtig und durch den Verbrauch anderer Flaschen des Jahrgangs steigt der Preis der verbliebenen Flaschen unweigerlich. Gerade die „Annual Releases“ von Port Ellen sind aufgrund der baldigen Wiedereröffnung für Investoren sehr interessant. Vergesst dabei aber nie: Whiskys unabhängiger Abfüller sind zum Trinken, Originalabfüllungen zum Investieren. In der Juni Ausgabe des Vermögensmagazins haben wir euch weitere interessante Spirituosen vorgestellt und sollte euch die Wertentwicklung eures Investments nicht schmecken, könnt ihr euch immer noch einen schönen Abend damit machen.
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