Warren Buffett und seine Analysen und Investments sind legendär. Doch wie analysiert Warren Buffett sein Portfolio? Bekannt sind die Geschichten, dass er die stundenlange Lektüre von Unternehmensberichten liebt. Nicht ganz so bekannt ist eine relativ einfache, aber effektive Metrik, die er zur Analyse seiner Aktien entwickelt hat: Der $1 Dollar Test.
Die Idee hinter dem $1-Test von Warren Buffett, die Berechnungsmethodik und ein Beispiel zeigen wir euch in diesem Blogbeitrag.
Die Idee hinter dem $1 Dollar Test von Warren Buffett
Bei jeder Investition, die wir tätigen, müssen wir uns fragen: Was bekomme ich für mein Geld und gehen die Verantwortlichen gut mit meinem Geld um? Bei einer Aktie erwerben wir mit unserem Geld einen gewissen Anteil eines Unternehmens und vertrauen damit dem Management, dass es mit dem Unternehmen vertrauensvoll und wachstumsorientiert umgeht. Das Ziel ist, dass mein Geld zum einen geschützt ist und sich zum anderen die Investition langfristig auszahlt.
Wie funktioniert der $1 Dollar Test von Warren Buffett?
Der $1 Dollar Test von Warren Buffett ist eine Metrik, wie viel jeder einbehaltene Dollar zur Entwicklung des Unternehmenswertes beigetragen hat. Dafür teilt man die Steigerung der Marktkapitalisierung über einen längeren Zeitraum durch den einbehaltenen Gewinn. Dieser Wert sollte größer 1 sein.
Unternehmen behalten in der Regel einen Großteil ihrer Gewinne ein um diese sinnvoll zu reinvestieren und somit auch Wachstum zu erzeugen. Verwenden sie den Gewinn ausschließlich dafür, beispielsweise ineffiziente Strukturen und Prozesse zu finanzieren, wird es dem Unternehmen langfristig nicht gut gehen.
Die Steigerung der Marktkapitalisierung hingegen ist natürlich auch immer von der Marktphase abhängig. Laufen die Aktienmärkte gut, dann steigen auch die Aktienkurse und damit die Marktkapitalisierung einzelner Unternehmen. Daher empfiehlt sich immer auch ein Vergleich mit anderen Unternehmen um diesen eventuell vorhandenen Verzerrungseffekt herauszufiltern.
Berechnung des $1 Dollar Tests von Warren Buffet
Für den $1 Test ziehen wir einen 10-Jahreszeitraum heran. Warum 10 Jahre? Für 10 Jahre kommen wir in der Regel ohne teure Marktdatenabonnements an die benötigten Informationen und außerdem werden kurzfristige Schwankungen, beispielsweise in der Gewinnentwicklung, ausgeglichen.
Dabei wird zunächst die Steigerung der Marktkapitalisierung – grob der Unternehmenswert – berechnet. Anschließend werden von den erzielten Gewinnen eventuelle Ausschüttungen wie Dividenden abgezogen und man erhält den einbehaltenen Gewinn. Die Steigerung der Marktkapitalisierung wird dann durch den einbehaltenen Gewinn geteilt und somit bekommen wir eine Größe, wie viel jeder einbehaltene Dollar zur Entwicklung des Unternehmenswertes beigetragen hat.
Warren Buffetts $1 Dollar Test am Beispiel: Costco Wholesale
Costco Wholesale ist eine Art “Club-Supermarkt”, der vorwiegend in den USA tätig ist. In diesem Markt können nur Mitglieder einkaufen, die eine jährliche Gebühr bezahlen. Das Sortiment ist überschaubar, dafür sind die Preise sehr gering. Es wird wenig Wert auf Äußerlichkeiten gelegt, was zählt ist der bestmögliche Preis für den Kunden. Dieses Geschäftsmodell ist sehr erfolgreich und krisenfest, wie man am langfristigen Verlauf des Aktienkurses erkennt:
Zur Berechnung: Zunächst wird bestimmt, wie sich die Marktkapitalisierung über diesen Zeitraum entwickelt hat. Dazu nehmen wir die Differenz des mittleren Aktienkurses zwischen Ende und Anfang des Betrachtungszeitraumes und multiplizieren ihn mit den umlaufenden Aktien.
Im Jahr 2011 gab es 443 Mio. Costco Aktien und diese wurden im Mittel zu $ 80 gehandelt. 2020 gab es nahezu gleich viele Aktien, genauer 444. Mio Aktien zu einem mittleren Preis von $ 340. Somit wurde in 10 Jahren die Marktkapitalisierung um ca. 115 Mrd. USD ($ 340*444 – $ 80*443) gesteigert.
Im gleichen Zeitraum wurden insgesamt ca. $ 25 Mrd. an Gewinn erzielt. Costco schüttet aber auch eine Dividende aus, die Summe der Ausschüttungen betrug insgesamt $ 7 Mrd.
Der einbehaltene Gewinn beträgt somit $ 25 Mrd. – $ 7 Mrd. = $ 18 Mrd.
Zusammengefasst:
- Steigerung der Marktkapitalisierung: $ 115 Mrd.
- Einbehaltener Gewinn: $ 18 Mrd.
- $1 Test: $ 115 Mrd. / $ 18 Mrd. = $ 6,4
Somit wurde mit jedem einbehaltenen Dollar Gewinn ein Mehrwert von über $ 6 generiert – ein super Ergebnis.
Ein weiteres Beispiel haben wir vor einiger Zeit bei eichhorn-coaching.de vorgestellt: Der $1 Test von Warren Buffett am Beispiel Starbucks und in folgendem Beitrag haben dir den $1-Test bei den FAANG-Aktien durchgeführt: FAANG-Aktien – Analyse von Amazon, Facebook & Co.
Fazit
Der $1 Test gibt Warren Buffett für seine Portfolio Analyse eine schnelle Aussage, ob das Management gut mit dem einbehaltenen Gewinn umgehen kann. Bei dieser Berechnung kommt es nicht auf die Kommastelle an und es ist auch nicht die einzige Kenngröße, die wir als Investitionskriterium heranziehen sollten. Auch für Warren Buffetts Analyse ist dies nur ein kleines Puzzlestück.
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Wolfgang Fojt meint
Danke für den interessanten 1$ Buffet Hinweis, als Quick and Dirty Info, meine Frage wäre, wie nutzt Ihr das um auch wirklich Quick zu sein, habe jetzt Fastgraphs genommen, dort auf Fun Graphs in Mio und mir Altria angesehen: 12/19 93.73 B minus 12/10 51.42 B = 42.31 Mrd. Gewinne von 10 bis 19 = 58 Mrd – Dividenden 42 Mrd, somit 42/16 = 2.6, also ein OK Wert trotz hoher Ausschüttungsquote, gibts eine Seite wo es schneller geht (ohne die 10 Jahre händisch zu addieren). LG Wolfgang Fojt
Alexander Eichhorn meint
Wir schauen auch auf seekingalpha und finviz, aber ja, es ist sehr mühsam. Grüße Alex
Phil meint
Hammer! Diese Analysemethode von Aktien kannte ich gar nicht. Ich bin gerade einige Dividendenaktien durchgegangen und war doch sehr überrascht: Dividendenkönig At&T katastrophal und auch viele REITs lösen bei dem Dollartest von Warren Buffett keine Begeisterung in mir aus…
Wieder etwas von Warren Buffett gelernt, danke!
Erika Raulf meint
Warren Buffett ist einfach der coolste Opa den man sich wünschen könnte. Geniale Kennzahl die ihr hier vorstellt, hab schon oft danach gesucht bin aber nur hier fündig geworden