Antizyklische oder auch defensive Aktien sind die Sturköpfe unter den Wertpapieren – sie machen die Auf und Abs der Börsen kaum bis gar nicht mit. Gerade deshalb sind sie für Anleger interessant und dürfen in einem diversifizierten Portfolio nicht fehlen! Diese defensiven Titel bedürfen jedoch eines gewissen Fingerspitzengefühls, wenn sie gewinnbringend eingesetzt werden sollen. Es ist wichtig, diese Aktien nicht zu teuer einzukaufen, da Investoren sonst jahrelang auf Buchverlusten sitzen. In diesem Blogbeitrag zeigen wir euch optimale Einstiegszeitpunkte von zwei antizyklischen Aktien.
Antizyklische / defensive Aktien – Definition
Der Aktienmarkt ist untrennbar mit der allgemeinen Konjunktur verknüpft. Wenn etwa aufgrund einer globalen Pandemie weltweit die Wirtschaft schwächelt, dann kommt es meist auch zu großen Kursrückgängen an den Aktienmärkten. Diese auftretenden Kursverluste betreffen dann den Großteil der gelisteten Unternehmen und sind für Investoren oftmals sehr schmerzhaft.
Einige Aktien leisten aber Widerstand gegen solche Krisen: die sogenannten antizyklischen oder auch defensiven Aktien sind von den Schwankungen der Konjunktur kaum oder gar nicht betroffen. Das gelingt ihnen meist deshalb, weil für ihre Produkte und Services immer Nachfrage besteht, selbst wenn die wirtschaftliche Situation schlecht ist. Solche Titel sind für uns als Investoren interessant, denn mit ihnen können wir ansprechende Gewinne erwirtschaften und uns gleichzeitig gegen Konjunkturschwankungen und Krisen absichern. In einem gut diversifizierten Portfolio sollten antizyklische Aktien daher die Basis unserer Wertpapiere bilden.
Auch interessant: Nicht-zyklische Aktien gehören in jedes Depot!
Antizyklische Aktien in der Krise
In Zeiten positiver wirtschaftlicher Entwicklungen sind antizyklische Aktien kein Garant für höchste Renditen, dennoch sorgen defensive Aktien langfristig für eine stabile Performance bei einer niedrigen Volatilität. Nehmen wir als Beispiel den Corona-Crash vom März 2020. In diesem Bärenmarkt hat der Leitindex S&P 500 um über 30 % nachgegeben, während die defensiven Aktien (Beispiel des nicht-zyklischen Konsumgüter-ETF XLP; blaue Linie) nur um 25 % einbrachen:
Die im Vergleich starke Kursstabilität von antizyklischen Aktien während einer Krise wird noch stärker, wenn diese Aktien mit anderen Sektoren verglichen werden. So kam es während der Corona-Krise in Bank- und Öl-Titeln teilweise zu Kursrückgängen von über 80 % und mehr. Die verschiedenen Sektoren haben wir in unserer Sektorenanalyse ausführlich miteinander verglichen.
Defensive Aktien finden
Ob es sich um eine zyklische oder antizyklische Aktie handelt, lässt sich nicht immer auf den ersten Blick erkennen. Auch handelt es sich nicht um eine “Ganz-oder-gar-nicht-Situation”: Während einige defensive Wertpapiere auf Konjunkturschwankungen überhaupt nicht reagieren, spüren andere die Effekte zumindest leicht und zählen dennoch zu den antizyklischen Aktien. Es gibt zum Auffinden solcher Titel verschiedene Möglichkeiten.
Zum einen bietet sich ein Blick in einen ETF an, so sind die 10 größten Beteiligungen des nicht-zyklischen Konsumgüter ETF XLP folgende defensive Aktien:
Außerdem lassen sich über verschiedene Börsenseiten wie finviz.com unter „Screener->Sector->Consumer Defensive“ die antizyklischen Aktien auswählen und mit weiteren Bedingungen filtern.
Optimale Einstiege für defensive Aktien finden
Defensive Werte neigen selten zu Kursübertreibungen wie zum Beispiel Meme-Aktien wie die Gamestop-Aktie. Investoren müssen in der Regel keine Angst haben, dass eine antizyklische Aktie im Kurs „davonrennt“ und die Aktie nicht mehr günstig gekauft werden kann. Als gute Einstiegspunkte eignen sich Kursschwächen in einem Bereich ehemaliger Tiefpunkte.
Warum es gerade bei antizyklischen Aktien so wichtig ist, diese erst bei Korrekturen zu kaufen und nicht während Bullenmärkten, zeigt Hormel Foods (HRL) eindrucksvoll. Der Nahrungsmittelkonzern hat nach einem jahrelangen Kursanstieg 2019 einen Hochpunkt bei der $ 45er Marke markiert. Wer zu diesem Zeitpunkt gekauft hat, musste jahrelang warten, bis die Aktienposition wieder im Plus war.
Ja, natürlich wurden in diesem Zeitraum auch Dividenden eingenommen, dennoch: Wer defensive Dividendenaktien günstig kauft, kann für das gleiche Investment mehr Aktien kaufen und dementsprechend auch in Zukunft mehr Dividenden einnehmen. Wie wir in antizyklische Aktien optimal einsteigen, zeigen wir im Folgenden an zwei Beispielen.
Beispiel: Colgate Palmolive (CL)
Das Unternehmen Colgate-Palmolive ist weltweit bekannt für Mundpflege-, Körperpflege- und Haushaltspflegeprodukte. Der Aktienkurs hat vor der Corona-Krise 2020 Hochpunkte im Bereich der $ 76 – $ 77 markiert. Dieser Kursbereich wurde auch noch durch zwei Tiefpunkte im Herbst 2020 angelaufen.
Nun kam es nach einem Kursanstieg 2021 zu zwei möglichen Einstiegspunkten in der Aktie, als genau dieser markante Bereich zwischen $ 75 – $ 77 erneut angelaufen wurde. Dies ist ein technisch schönes Signal, um einen defensiven Wert günstig zu kaufen.
Beispiel: Kimberly-Clark (KMB)
Der Hygieneartikelhersteller Kimberly-Clark hat zwischen 2019 und 2021 ebenfalls ein interessantes technisches Niveau. Die $ 128er-Marke hat mehrmals einen Tiefpunkt einer Korrektur dargestellt und ist damit ein sehr guter technischer Einstiegspunkt für ein Investment in diese Aktie.
In diesem Beispiel erkennen Investoren aber auch, technische markante Marken, wie ehemalige Tiefpunkte sind kein Allheilmittel, sondern eine Optimierung von Kaufzeitpunkten. Während des Corona-Crashs ist der Aktienkurs noch bis auf $ 110 gefallen.
Fazit
Antizyklische Aktien illustrieren wie kaum ein anderes Investment die Funktionsweise des Risiko-Paradoxons: Obwohl sie, insbesondere im Vergleich mit zyklischen Aktien, deutlich weniger Gefahren aufweisen, liefern sie trotzdem langfristig hohe Renditen. Sie verdanken dies dem geringen Drawdown in Krisenzeiten: Kracht es an der Börse, fällt ihr Wert nicht so stark, wie dies bei anderen Titeln (Öl- und Bankaktien) der Fall ist. Auch, wenn sie während Bullenmärkten weniger Kursgewinne als die deutlich volatileren Titel einfahren, führt dies auf Dauer zu besseren Ergebnissen. Antizyklische Aktien sind daher die ideale Basis eines Portfolios und sollten einen entsprechend großen Teil einnehmen. Investoren sollten aber unbedingt diese „Langweiler-Aktien“ entsprechend günstig einkaufen, da sie sonst riskieren, jahrelang auf Buchverlusten zu sitzen. Hierfür eignen sich markante Wendepunkte ehemaliger Hoch- und Tiefpunkte, um das Timing zu optimieren. Wer sich an diese Regel hält, kauft defensive Aktien sehr günstig und bekommt Rendite und Kursstabilität ins Konto.
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